Drohnen als fliegende Helfer über Wald, Feld und Flur

Die Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft Jena und das Forstliche Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha der ThüringenForst-AöR veranstalteten gemeinsam die Fachtagung „Einsatz von Drohnen in der Land- und Forstwirtschaft“. In den letzten Jahren wurden bereits drei Drohnenprojekte mit 250.000 Euro ELER-Mitteln zur Innovationsförderung unterstützt. Die Vorhaben dienten der Erfassung von biotischen und abiotischen Schäden in Getreide- und Ölsaatbeständen bzw. der Erkennung von Wildtieren während der Ernte. Für die nächste ELER-Periode sind bereits vier neue Projektideen entstanden, die auf eine Unterstützung durch die Innovationsförderung hoffen. Zur Nutzung von Drohnentechnologie in der Agrarverwaltung hat die Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft darüber hinaus einen Forschungsauftrag erhalten.

Ministerin für Landwirtschaft und Infrastruktur, Birgit Keller, auf einer Tagung der Agrar- und Forstverwaltung zur Drohnentechnologie am 18. Mai 2016 in Jena. (Fotos: TMIL, Martin Gerlach)
Ministerin für Landwirtschaft und Infrastruktur, Birgit Keller, auf einer Tagung der Agrar- und Forstverwaltung zur Drohnentechnologie am 18. Mai 2016 in Jena. (Foto: TMIL, Martin Gerlach)

Ministerin für Landwirtschaft und Infrastruktur, Birgit Keller: „Wir prüfen neue Einsatzfelder für die Drohnentechnologie in der Landesverwaltung. Bei den arbeitsintensiven Vor-Ort-Kontrollen in der EU-Agrarförderung führen beispielsweise die erhöhten rechtlichen Anforderungen zu zusätzlichen Prüfbesuchen der Agrarverwaltung in den Betrieben. Mit dem Einsatz von Drohnen könnten wir unser Personal entlasten. Auch bei der Waldvermessung sehen wir neue Perspektiven. Die Baumhöhen von oben aus der Luft zu messen erleichtert die Erfassung forstlicher Versuchsfelder. Wir werden daher auch künftig Drohnenprojekte mit Mitteln der Innovationsförderung unterstützen.“

Die Tagung in Jena beleuchtete weitere konkrete Möglichkeiten zum Drohneneinsatz in der Land- und Forstwirtschaft. Nach der Eröffnung durch die Ministerin wurden nicht nur die Fähigkeiten und Grenzen dieser Technik in Bezug auf Reichweite, Höhe oder Start- und Landemöglichkeiten aufgezeigt, sondern vor allem auch praktische Beispiele für die jeweiligen land- und forstwirtschaftlichen Einsätze vorgeführt. Dabei wurden die digitaltechnischen Fähigkeiten der Bildaufbereitungs- und Auswerteprozesse, beispielsweise beim Einsatz von Drohnen bei der Rehkitzsuche, im landwirtschaftlichen Versuchswesen, bei der Feststellung von Borkenkäfer- und Maiszünslerbefall, bei der Erfassung von Sturmschäden und Beurteilung von Schäden im Pflanzenbau aufgezeigt. Ferner wurden die gesetzlichen Grundlagen und die rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen beim Einsatz von Drohnen in der öffentlichen Verwaltung thematisiert.

Die Tagungsteilnehmer hatten zudem die Möglichkeit, sich auch praxisnah zu informieren, als Drohnendienstleister die Anwendung ihrer Fluggeräte vorführten. Die Landwirtschaft ist der Bereich der Wirtschaft mit der höchsten Dynamik beim Einsatz intelligent handelnder und autonom funktionierender Systeme. Neue Innovationen, ausgelöst durch rasante Entwicklungen in der Mikroelektronik, schaffen im Pflanzenbau und in der Tierhaltung Produktionsmethoden, die in jüngster Vergangenheit noch nicht vorstellbar waren. Zudem stellen eine durchgängige Informationserfassung und die prozessorientierte Verarbeitung von innerbetrieblichen und externen Informationen hohe Anforderungen an die Agrarinformatik. Dabei hat die Primärdatengewinnung eine grundlegende Bedeutung. Mussten diese Daten früher „per Hand“ und „zu Fuß“ erhoben werden, können die Landwirte jetzt fliegende Helfer dafür einsetzen.

In der Forstwirtschaft wurden bislang Flugzeug-, Helikopter- und satellitengestützte Luftbilder für Waldinventuren, Kartierungs- und Überwachungsarbeiten sowie weitere Aufgabenbereiche eingesetzt. Der erhebliche technische und organisatorische Aufwand machte diese Datenerhebungen allerdings nur bei der Erfassung großer Flächen rentabel. Mit hochauflösenden Kameras bestückte Drohnen schließen hingegen die Lücke zwischen Pilotenperspektive und mühseliger Ortsbegehung. Ihr Einsatz ermöglicht die Inventur forstwirtschaftlich genutzter Flächen in bisher nicht bekannter Genauigkeit und erweitertem Umfang.

Anlässlich der Tagung wurden u.a. die forstlichen Anwendungsgebiete Holzvorratsermittlung in Waldbeständen, Erfassung von Sturmschäden im Wald, Borkenkäfermonitoring und die Vermessung von Holzpoltern vorgestellt. Doch die Anwendungsmöglichkeiten gehen weiter: Die Erfassung der Totholzvorräte im Wald oder von Wildschäden werden in messerscharfen Bildern in wenigen Minuten mit Drohnen dokumentiert. Durch die Kombination mit Infrarotaufnahmen kann die Produktion von Biomasse gemessen werden. Und Schädlinge wie der Eichenprozessionsspinner können dokumentiert werden, ohne die Gesundheit der Forstschutzexperten bei der Annäherung an die Nester zu gefährden.

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