Drohnen retten Rehkitze vor dem sicheren Tod

Die Zahl ist erschreckend. Laut Angaben der deutschen Wildtier-Stiftung  sterben jedes Jahr bis zu 50.000 Rehkitze auf deutschen Wiesen und Feldern durch Mähdrescher. Aber warum laufen die sonst so scheuen Rehkitze vor den todbringenden Landmaschinen nicht einfach davon?

Die Rehmütter, auch Ricken genannt, legen ihre Jungtiere vermeintlich geschützt im hohen und dichten Gras ab, um selbst ungestört auf Nahrungssuche gehen zu können. Weil Rehkitze in den ersten vier Wochen ihres Lebens noch keinen ausgeprägten Fluchtinstinkt besitzen, verhalten sie sich indessen anders als erwartet. Anstatt zu fliehen, verstecken sich bei drohender Gefahr und bleiben einfach regungslos auf dem Boden liegen, in der Hoffnung vor herannahenden „Feinden“ nicht entdeckt zu werden. So werden sie aber auch von einem herannahenden Mähdrescherfahrer leider nicht erkannt.

Bedauerlicherweise fällt die Brut- und Setzzeit vieler Wildtiere mit der Mähphase des ersten und zweiten Grasschnitts eines Jahres zusammen. So passiert es leider, dass ein Rehkitz bei einer herannahenden Landmaschine instinktiv im hohen Gras liegen bleibt, anstatt rechtzeitig die lebensrettende Flucht zu ergreifen. Viele Kitze erleiden somit einen entsetzlichen und teilweise qualvollen Tod, wenn sie in das Mähwerk einer Landmaschine gelangen.

Früher haben Jäger Spürhunde in die Felder geschickt, um Rehkitze und andere Wildtiere wie Junghasen oder am Boden brütende Vögel aufzuspüren. Spürhunde kommen aber heute immer weniger zum Einsatz.

Eine nicht zu unterschätzende Gefahr birgt die weitere Verarbeitung des gemähten Grases, das nach der Ernte zumeist als Futtermittel für Nutztiere wie Rinder oder Pferde verwendet wird. Wird die Silage mit Kadavern verendeter Wildtiere versetzt, kann es zu Vergiftungen der Nutztiere kommen. Ein weiterer Grund, warum Landwirte ein großes Interesse daran haben, Wildtiere vor dem Tod eines Mähdreschers zu bewahren.

Einige Landwirte, sowie ehrenamtlich tätige Tierschützer und Wildretter setzen heutzutage modernste Technik ein, um Rehkitze vor dem sicheren Mähtod zu bewahren: Multikopter. Vor dem Abmähen von Wiesen und Feldern suchen zuerst Drohnen, die mit einer modernen Wärmebildkamera ausgestattet sind, das betreffende Flurstück nach Rehkitzen ab, die sich auf dem Feld im hohen Gras versteckt halten.

Wird ein Jungtier geortet, lotst der Drohnenpilot den Retter per Funkgerät zum Versteck. Der Finder verbringt das Kitz in einem Karton oder in einem dicken Grasbüschel „verpackt“ und mit Handschuhen vorsichtig aus dem Feld an den Feldrand. Wichtig ist, dass das Jungtier nicht mit Menschen in Berührung kommt, sonst wird es von der Mutter später nicht mehr angenommen. Kehrt an den Ort des Geschehens wieder Ruhe ein, ruft das Kitz nach seiner Mutter, die den Nachwuchs wieder abholt.

Die Rehkitzrettung mittels Drohnen hat sich bereits in weiten Teilen Deutschlands erfolgreich etabliert. So wie beispielsweise im brandenburgischen Dallgow-Döberitz, in den Städten Marktheidenfeld und Nördlingen in Bayern, im Schwarzwald und im Osnabrücker Land. Hier lassen Tierschützer, Wildretter und Landwirte Drohnen aufsteigen, um Wildtiere vor den todbringenden Erntefahrzeugen rechtzeitig zu retten.

Mit einer Drohne lässt sich eine Wiesen- oder Feldfläche von einem Hektar in zirka fünf Minuten schnell und wirkungsvoll nach versteckten Rehkitzen absuchen. Dank der modernen Drohnentechnik konnten so bereits zahlreiche Jungtiere vor den todbringenden Mähdreschern gerettet werden.

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