Können bemannte Multikopter die Luftrettung des ADAC verbessern?

Mit mehr als 50 Rettungshubschraubern und 37 Stationen ist die gemeinnützige ADAC Luftrettung eine der größten Luftrettungsorganisationen Europas. Da stellt sich die Frage: Lässt sich die medizinische Notfallrettung mithilfe bemannter Multikopter zukünftig noch weiter verbessern?

Die Antwort auf diese Frage sollte eine vom ADAC Ende 2018 in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie liefern.

Dabei geht es primär nicht darum Notfall-Rettungshubschrauber zu ersetzen, sondern die bestehende Flotte um Multikopter als Notarztzubringer sinnvoll zu ergänzen. Ein Patiententransport per Kopter ist zunächst nicht geplant.

Foto: Multicopter an der Station Dinkelsbühl (Fotomontage) ADAC Presse

Der senkrecht startende und elektrisch betriebene Volocopter, der eher aus dem zivilen Bereich als Flugtaxi bekannt ist, könnte nicht nur Notärzte schneller an den Einsatzort bringen, sondern deutlich mehr Patienten in einem größeren Versorgungsgebiet erreichen. Das Fluggerät könnte im Kampf gegen den vielerorts herrschenden Notarztmangel hilfreich eingesetzt werden.

Für die Machbarkeitsstudie wurden 26.000 Notfalleinsätze mit Multikoptern am Computer simuliert. Basis: historische Leitstellendaten der Modellregionen Bayern und Rheinland-Pfalz. Die Szenarien wurden mit unterschiedlichen Reichweiten, Einsatzradien und Geschwindigkeiten durchgespielt. Nach Abschluss der Tests sind die Projektbeteiligten fest davon überzeugt, dass Multikopter helfen können, den Rettungsdienst in Zukunft zu verbessern.

Als nächster Schritt soll der Multikopter in der Praxis erprobt werden. Im Jahr 2023 soll das Pilotprojekt in zwei Bundesländern an den Start gehen. Im bayrischen ADAC Rettungsdienstbereich Dinkelsbühl und an einem neuen, reinen Multikopter-Standort in der Region Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz.

Kurzvideo über den ADAC-Rettungseinsatz eines Volocopters

Der ADAC schickt zukünftig Notärzte per Multikopter zu Rettungseinsätzen

Bis zum Testbeginn werden an nicht öffentlichen Forschungsstandorten noch einige technische Probeflüge stattfinden wie zum Beispiel Starts und Landungen in Hanglagen, Fliegen bei schlechter Sicht, bei Dunkelheit und im Winter.

Die Besatzung des Volocopters wird zukünftig aus einem Piloten und einem Notarzt bestehen, wobei der Pilot eine notfallmedizinische Zusatzausbildung erhält, um dem Notarzt bei seiner Arbeit vor Ort aktiv unterstützen zu können.

Wenn alles planmäßig läuft, dann kann auf der Basis der Forschungsergebnisse und dem Stand der technischen Weiterentwicklung bis zu Jahr 2050 ein flächendeckendes Netz von bundesweit bis zu 250 Multikopter-Stationen geschaffen werden, prognostizieren die Projektleiter optimistisch.

Schreibe einen Kommentar